WDVS auf Holzuntergrund

Frage:

Was ist ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS)? Welche WDVS sind auf Holzuntergrund möglich? Welche Bestimmungen gelten in Österreich?

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Nr.: 2684


Antwort der Experten:

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) sind Systeme, mit denen Außenwandkonstruktionen einerseits vollflächig gedämmt und andererseits dauerhaft wirksam vor Witterung geschützt werden können.

Wärmedämmverbundsysteme bestehen aus einer Dämmschicht (Dämmplatte) und einer (in mindestens zwei Lagen aufgebrachten) armierten und witterungsbeständigen Putzschicht (Unterputz und Oberputz). Der Verbund mit dem Untergrund kann vollflächig mit Klebern und mechanischen Befestigungsmitteln oder im Holzbau auch nur mittels mechanischer Verbindung (z.B. Breitrückenklammer) erfolgen.

Am Markt sind eine Vielzahl von Systemen verfügbar.

Auf Holzuntergründen sind Systeme auf Basis von EPS-F (expandiertes Polystyrol), WF-PT (Holzfaserdämmung) und MW-PT (Mineralwolle) üblich. Weitere Wärmedämmverbundsysteme z.B. auf Basis von Kork (ICB) oder Hanf sind verfügbar. Die Verarbeitungsrichtlinien und Vorgaben der Systemgeber sind unbedingt einzuhalten.

Normative Regelungen in Österreich:

Die Anforderungen an Wärmedämmverbundsysteme sind in Österreich in der Baustoffliste ÖE-Liste geregelt – siehe Pkt. 4.3. „Wärmedämmverbundsysteme“. Im Punkt 4.3.5 (Wärmedämmverbundsystem auf Holzuntergrund) sind die wesentliche Merkmale angeführt und es wird auf das Bezugsdokument EAD 040089-00-0404 verwiesen. Die gelisteten Leistungsanforderungen sind zu erfüllen.

Normativ wird unterschieden, ob das WDVS auf der Bautstelle oder im Werk aufgebracht wird:

Baustellenfertigung: Anforderungen an die Verarbeitung von WDVS sind in der ÖNORM B 6400 Teil 1 geregelt. Sie gilt ausschließlich für geklebte sowie für geklebte und zusätzlich mechanisch befestigte WDVS. Ausgenommen vom Anwendungsbereich der Norm sind Dämmsysteme auf Basis Europäisch Technischer Bewertungen mit Holzfaserdämmplatten (WF-PT), die direkt auf den Holzrahmenbau aufgebracht werden. Hier sind die allgemeinen Verarbeitungsrichtlinien des Systemgebers heranzuziehen.

Untergründe aus Holz und Holzwerkstoffen gem. ÖNORM B 6400-1:

  • Schnittholz - Vollholzschalung ≥ 22 mm, sägerau, gemäß ÖNORM B 2215:2009
  • Holzwerkstoffplatten gemäß ÖNORM EN 13986, wie Massivholzplatten, Sperrholz, OSB, Spanplatten, zementgebundene Spanplatten, welche den Anforderungen im Feuchtbereich erfüllen.
  • Brettsperrholz gemäß ETB

Weiters sind die Normen ÖNORM B 6400-2 und ÖNORM B 6400-3 und die ÖNORM B 6000 zu berücksichtigen.

Fertigung im Werk: Bei Werksfertigungen bzw. Teilfertigungen im Werk muss gemäß ÖNORM B 2320 eine Verarbeitungsanleitung des Systemgebers für das jeweilige Werk vorliegen (werkspezifische Verarbeitungsrichtlinie).

Eine fachgerechte und abgestimmte Planung von An- und Abschlüssen ist essentiell, um mechanische Bewegungen (z.B. Windlasten), thermische Bewegungen (Längenausdehnungen unterschiedlicher Materialien), Wärmebrücken und eindringende Feuchtigkeit (z.B. Schlagregen) zu vermeiden. Diese Anschlüsse sind mit entsprechenden aufeinander abgestimmten Profilen zu planen und auszuführen. Im Spritzwasserbreich sind meist, sofern nicht vom Systemgeber anders freigegeben, Dämmplatten der Produktarten EPS-P, EPS-S oder XPS-R vorzusehen.

Normen/Literatur:

ÖNORM B 6400-1 Außenwand-Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS) - Teil 1: Planung und Verarbeitung (Ausgabe: 2017)

ÖNORM B 6400-3 Außenwand-Wärmedämm-Verbundsysteme (WDVS)
Teil 3: Mindestanforderungen für die Verwendung (Ausgabe 2017)

ÖNORM B 2320 Gebäude aus Holz - Technische Anforderungen (Ausgabe: 2022)

ÖNORM B 6000 Werkmäßig hergestellte Dämmstoffe für den
Wärme- und/oder Schallschutz im Hochbau (Ausgabe 2022)


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