Sibirische Lärche/Europäische Lärche

Frage:

Ist die Sibirische Lärche, welche in den Medien mit den Schlagwörtern: sehr robust, große Dauerhaftigkeit, große Festigkeit und sehr widerstandsfähig für den Außenbereich angepriesen wird, der Europäischen Lärche wirklich überlegen?

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Nr.: 940


Antwort der Experten:

Eine eindeutige Beurteilung, ob es sich bei Brettern um Europäische oder Sibirische Lärche handelt, ist nicht möglich, da es zur Unterscheidung der beiden Holzarten weder makroskopisch noch mikroskopisch eindeutige Differenzierungsmerkmale gibt.

Die natürliche Dauerhaftigkeit gegenüber holzzerstörenden Pilzen schwankt bei der Lärche sogar zwischen einzelnen Bäumen sehr stark [2], da sie eng mit dem Extraktstoffgehalt des Holzes [3][4], im Speziellen mit dem Gehalt an Taxifolin zusammenhängt [5]. Die Extraktstoffe werden vor allem im Spätholz eingelagert, wodurch sich ein höherer Spätholzanteil auch auf den Extraktstoffgehalt positiv auswirkt.

Der prozentuelle Anteil an Spätholz hängt neben genetischen Ausprägungen vor allem von den individuellen Wuchsbedingungen (Klimaeinflüssen) ab. Mit abnehmender Jahrringbreite nimmt bei Nadelhölzern der Spätholzanteil zu, d.h. bei schmäleren Jahrringen ergibt sich ein größerer Spätholzanteil, der wiederum für eine höhere Dichte verantwortlich ist.

Aufgrund des sibirischen Klimas wächst die Lärche langsamer und hat im Allgemeinen geringere Jahrringbreiten als die Europäische Lärche. Wächst die heimische Lärche aber in den ursprünglichen höheren Lagen der Alpen (sogenannte Gebirgslärche), weist auch sie engere Jahrringe auf. Untersuchungen von Europäischer Lärche mit ähnlichen Jahrringbreiten und Dichten liegen nicht vor, es kann aber auch hier von einer höheren natürlichen Dauerhaftigkeit ausgegangen werden.

Untersuchungen an einem handelsüblichen Soritment "Sibirische Lärche" haben bei Laborprüfungen mit holzabbauenden Pilzen (Basidiomyceten) für das Kernholz der Sibirischen Lärche im Durchschnitt eine natürliche Dauerhaftigkeit der Klasse 3 ergeben [1], im Vergleich dazu wird Europäische Lärche gemäß EN 350 in die Dauerhaftigkeitsklasse 3-4 eingestuft.

Eine Forschungsarbeit aus Deutschland befasste sich hinsichtlich der Ermittlung der Dauerhaftigkeit in einer dem Holzeinsatz üblichen Einbausituation [6]. Die Ergebnisse nach 8 Jahren Laufzeit dieses Feldversuches ergaben Folgendes: Lärche kann in der Einbausituation der Gebrauchsklasse 3 (direkt bewittert, aber ohne Erdkontakt) in die Dauerhaftigkeitsklasse 2 (statt 3 – 4 lt. EN 350) eingestuft werden.

Bei richtiger Konstruktion sind auf jeden Fall beide Arten gleichermaßen für den Einsatz im Außenbereich geeignet.

Literatur:

[1] Rehbein, M.; Koch, G. (2010): Wie dauerhaft ist die Sibirische Lärche? Holz-Zentralblatt 34, S. 847f.

[2] Venäläinen, M. et al. (2001): Genetic variation in the decay resistance of Sibirian larch wood. Holzforschung 55, S. 1-6.

[3] Koch, G. et al. (2007): Natürliche Dauerhaftigkeit Sibirischer Lärche. Holz-Zentralblatt 22, S. 593f.

[4] Windeisen, E.; Wegener, G. (2002): Investigation of the correlation between extractives content and natural durability in 20 cultivated larch trees. Holz als Roh- und Werkstoff 60, S. 373f.

[5] Venäläinen, M. et al. (2006): Decay resistance, extractive content, and water sorption capacity of Sibirian larch heartwood timber. Holzforschung 60, S. 99-103.

[6] Rapp, A. et al. (2010): Natürliche Dauerhaftigkeit verschiedener Holzarten, Ergebnisse aus acht Jahren Feldversuch, in: Wiener Holzschutz Tage 2010, Tagungsband, Wien

Angeführte Normen:

ÖNORM EN 350 Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten - Prüfung und Klassifikation der Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten gegen biologischen Angriff (Ausgabe: 2017)

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