Offene Holzfassaden

Frage:

Was versteht man unter einer offenen Holzfassade? Wie werden offene Fassaden kontruktiv richtig ausgeführt? Ist die Lebenserwartung geringer als bei geschlossenen Holzfassaden?

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Nr.: 2687


Antwort der Experten:

Offene Holzfassaden sind Fassaden mit Fugen, die zwischen Leisten, Brettern (horizontal, vertikal oder diagonal) oder Platten angeordnet werden.

Bei fachgerechter Ausführung ist hinsichtlich der Lebenserwartung einer offenen im Vergleich zu einer geschlossenen Fassadenschalung kein Unterschied zu erwarten. Die Funktion des Witterungsschutzes für das Bauteil wird nicht von der Außenschicht der Fassade übernommen, d.h. Niederschlag dringt bis zur definierten wasserführenden Schicht ein (z.B. Fassadenbahn).

Generell ist zu beachten, dass die Menge des Feuchteeintrags von mehreren Faktoren, wie z.B. von der Anzahl und Breite der Fugen, der Ausrichtung der Fassade (Wetterseite), der Gebäudehöhe oder des Dachvorsprungs abhängig ist. Die Feuchtebelastung kann für die betroffenen Bauteile sehr hoch sein und je nach konstruktiver Ausführung unterschiedlich lange anhalten. Die Planung solcher Fassaden muss z.B. den Schutz der Unterkonstruktion und der eventuell dahinterliegenden Dämmung berücksichtigen.

Bei extremen Bedingungen (z.B. schneereiches Gebiet, etc.) ist bei offenen Holzfassaden von einer stärkeren Feuchtebelastungen auszugehen - in diesem Fall ist eventuell eine geschlossene, hinterlüfete Holzfassade mit zwei wasserführenden Ebenen zu bevorzugen.

Wandbildner/Aufbau
Eine offene Holzfassade kann auf jedem Wandbildner (siehe Abb. 1 Teil_A; z.B. Holzrahmenbau, Holzmassivbau, Ziegelbau, etc.) aufgebracht werden. Es ist zu beachten, dass der darunter liegende Bauteil auf jeden Fall regen- und winddicht ausgeführt wird (siehe Pkt. diffusionsoffene UV-beständige Fassadenbahn).

Abb 1

Wandbilder (Teil_A)
diffusionsoffene UV-beständige Fassadenbahn
2 Unterkonstruktion
1 Außenschicht/Fassade (z.B. Bretter, Leisten)

Diffusionsoffene UV-beständige Fassadenbahn
Da die Funktion des Witterungsschutzes bei offenen Fassadenschalungen nicht von der Außenschicht der Fassade übernommen wird, ist das Anbringen einer (schlag)regendichten ausgeführten UV-beständigen diffusionsoffenen Fassadenbahn (= erste wasserführende Ebene) am Wandbildner erforderlich. Eine entsprechende je nach Fugenausbildung geeigente Bahn (z.B. Fugenrichtung, max. zulässige Fugenbreite, Fugenanteil, etc.) ist auszuwählen. Die Anschlüsse der Fassadenbahn sind sorgfältig zu planen und sauber auszuführen. Die Herstellerangaben und die Verarbeitungsrichtlinien sind einzuhalten.

Unterkonstuktion
Die Unterkonstruktion stellt die dauerhafte Verbindung der Fassade zum Wandbildner dar. Je nach Ausführungsvariante besteht sie entweder aus einer senkrechten oder einer waagrecht laufenden Lattungsebene. Die Unterkonstruktion inkl. der erforderlichen Verbindungsmitteln in den Wandbildner ist nach statischen Erfordernssen zu dimensionen, wobei übliche Lattendimensionen bei ≥24 x ≥40 mm bei einem Achsabstand von ca. 60 cm liegen. Empfehlenswert ist eine punktuelle Abhebung (z.B. mittels Kunststoffpads) der Traglatten vom Wandbildner, um eine rasche Wasserabeitung zu gewährleisten. Eine Abschrägung von 15° nach hinten und eine maximale Breite von 50 mm ist für einen verbesserten Wasserablauf empfehlenswert. Zudem wird empfohlen, die Unterkonstruktion in einer Holzart auszuführen, deren Dauerhaftigkeit jener der Fassadenschalung entspricht.

Hinterlüftung
Bei offenen Holzfassaden kann auf eine (zusätzliche) Hinterlüftungsebene (d.h. vertikale Lattung) verzichtet werden. Je nach Anordnung der Fassadenschalung (z.B. vertikale Schalung) ist eine waagrechte Traglattung ausreichend.

Außenschicht/Fassade

  • Leisten/Latten werden häufig für offene Fassadenschalung (vorwiegend horizonal, aber auch vertikal oder diagonal) eingesetzt, wobei der Abstand zwischen den Latten mind. 7 mm betragen sollte und bis zu mehreren Zentimetern sein kann. Bei größeren Abständen der Latten (bei horizontaler Verlegung) ist die Gefahr der Klettermöglichkeit für Kinder zu beachten. Die Latten sollen eine Profilneigung von 15° haben, um das Ableiten von Niederschlagswasser zu gewährleiten. Es gibt am Markt zahlreiche Formen dieser rhombusförmigen Querschnitten (Rhombuslattung).  
  • Bretter können grundsätzlich vertikal, horizontal oder diagonal angeordnet werden. Übliche Brettbreiten sind 70 bis 100 mm mit Fugen von mind. 7 mm. Bei vertikaler Anordnung der Bretter erfolgt eine rasche Wasserableitung des Niederschlagwassers, wobei die Brettenden zu hinterschneiden sind, um eine definierte Wasserabtropfkante zu erreichen. Zudem ist auch auf der Ebene der Unterkonstruktion ein rascher Wasserablauf zu ermöglichen, z.B. durch Distanzierung der Unterkonstruktion von der Fassadenbahn. Bei horizontaler Anordnung der Bretter sind entsprechende Profilformen zu wählen, bei denen stehendes Wasser vermieden wird.
  • Platten (siehe "verlinkte Fragen)

Insektenschutzgitter:
Bei offenen Fassadenschalungen kann auf ein Insektenschutzgitter unter der gesamten Fassadenfläche verzichtet werden, da der Zutritt von Insekten über die offenen Fugen der Fassadenfläche ohnehin nicht verhindert werden kann.

Generell zu beachten ist eine konstruktiv richtige Ausführung (siehe verlinkte Frage "Konstruktiver Holzschutz").

Weitere Informationen finden Sie in der Publikaton "Fassaden aus Holz", die von proHolz und der Holzforschung Austria herausgegeben wurde.

Literatur:

Schober, P.; Koch, C. et. al. (2018) Fassaden aus Holz ; 3. überarbeitete Auflage, proHolz Austria, Wien

proHolz Austria: Zuschnitt 63 - Holzfassaden


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