Oberflächenbehandlungen von Holzfassaden

Frage:

Welche Oberflächenbehandlungen sind für Holzfassaden möglich?

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Nr.: 2658


Antwort der Experten:

Holz kann an der Fassade mit oder ohne Oberflächenbehandlung zum Einsatz kommen. Bei richtiger konstruktiver Ausführung kann mit einer unbehandelten Holzfassade eine wartungsfreie Lösung mit hoher Lebensdauer erreicht werden. Bei Bewitterung verändert unbehandeltes Holz seine Farbe und Oberflächenstruktur - die Holzflächen vergrauen relativ rasch.

Wird die Fassade mechanisch in Mitleidenschaft gezogen, z.B. durch Hagel, sind keine weiteren Schritte zur Wiederherstellung erforderlich. Nach wenigen Monaten wird sich durch die Vergrauung ein mehr oder weniger einheitliches Erscheinungsbild einstellen.

Wird das Holz aus optischen Gründen mit einer Oberflächenbehandlung versehen, muss diese zur Aufrechterhaltung ihrer Funktion regelmäßig gewartet werden (siehe weiterführende Links - ähnliche Fragen).

Arten von Oberflächenbehandlungen:

  • Fassadenoberläche:

    • gehobelt
    • gebürstet
    • sägerau

  • Beschichtungen:

    • unbehandelt
    • Anstriche im Außenbereich
    • Öle
    • Vorvergrauer

  • Sonstige Behandlungen:

    • geflämmte Holzoberfläche
    • carbonisiertes Holz

 Fassadenoberfläche:

Bei richtiger Konstruktion halten unbehandelte Bretter mit sägerauer, gehobelter oder gebürsteter Oberfläche als Außenwandverkleidung etwa gleich lang. Manche Beschichtungen sind auf sägerauem Holz dauerhafter, da aufgrund der höheren Saugfähigkeit des Holzes eine größere Lasurmenge aufgenommen wird. Wodurch sich eine gute mechanische Verankerung in der Oberfläche einstellt und kein geschlossener Anstrichfilm entsteht, der abblättern könnte. Bei gebürsteten Oberflächen werden die weicheren Frühholzanteile „herausgebürstet“, während die härteren Spätholzanteile stehen bleiben. Das führt neben einem verbessertem Wasserablauf zu einer verminderter Schieferbildung, was für Fassaden jedoch eine untergeordnete Rolle spielt.

 Beschichtungen:

In der angehängten Tabelle, ist der die Eignung von Beschichtungen für Holzfassaden dargestellt.

-          ad unbehandelt

Empfohlen wird der Einsatz von Holzfassaden in unbehandeltem Zustand. Die Lebensdauer von unbeandelten Holzfassaden ist bei Beachtung der konstruktiven Grundsätze mit beschichteten gleichzusetzen. Weiters reduziert sich der Aufwand für Wartung und Instandhaltung, wie in der Tabelle dargestellt, auf ein Minium.

-          ad Anstriche im Außenbereich

Für Beschichtungen von Holz im Außenbereich ist das wesentliche Auswahlkriterium die Schichtdicke. Diese beeinflusst den Feuchteschutz, das Abwitterungsverhalten, die Wartungsintervalle sowie den Wartungsaufwand. Eine detailierte Erklärung der verschiedenen Systeme finden sie unter Oberflächenbehandlungen (siehe weiterführende Links - ähnliche Fragen).

Für Holz im Außenbereich eignen sich Dünn- und Mittelschichtlasuren, wobei dunkle Farbtönen hellen zu bevorzugen sind, da diese durch den besseren UV-Schutz deutlich langlebiger sind. Transparente Beschichtungen im Außenbereich sind nicht zu empfehlen.

Je dünner die Beschichtung desto kürzer gestaltet sich das Wartungsintervall, doch in der Regel sind dünne Beschichtungssysteme generell einfacher zu warten als filmbildende. (siehe weiterführende Links) Mittelschichtige Lasuren und Lacke sind in der Regel filmbildend und bilden einen geschlossenen Anstrichfilm, der Widerstandsfähiger ist als Dünnschichtlasuren und somit längere Wartungsintervalle möglich sind. Im Bereich von mechanischen Beschädigungen (Risse, Äste, Hagelschläge,…) kann es zu Feuchteunterwanderungen kommen, die bei vernachlässigter Wartung zum Abblättern der Beschichtung führen können.

  ad Öle

Gemäß ÖNORM C 2380 ist ein Produkt dann als Öl zu bezeichnen, wenn dessen Bindemittel maximal ein Drittel Harz und mind. zwei Drittel Öl enthält - andernfalls handelt es sich um einen Lack. Klassische Öle (rein auf Basis von oxidativ trockenen Ölen) weisen eine geringe  Witterungsbeständigkeit auf und sind in kurzen regelmäßigen Abständen zu warten. Daher sind diese für eine Anwendung auf großflächigen Fassaden nicht zu empfehlen.

-          ad Vorvergrauer

Es gibt eine Reihe von speziellen Beschichtungen die mit grauen Pigmenten arbeiten, mit denen das Erscheinungsbild von natürlich abgewittertem, grauem Holz imitiert bzw. vorweggenommen wird (Vergrauungslasuren). Nach dem Abwittern der Lasur erfolgt ein Übergang in die natürliche Vergrauung des Holzes und ein mehr oder weniger einheitliches Erscheinungsbild. Über das Verhalten dieser Lasuren über einen längeren Zeitraum kann allgemein keine Aussage getroffen werden, da sich die behandelten Holzfassaden je nach eingesetztem Produkt, Untergrund, Exposition, Klima, etc. unterschiedlich verhalten.

Eine weitere Möglichkeit ist die Behandlung von Fassadenbrettern mit einer Eisensalzlösung (meist Eisensulfat oder Eisenchlorid), welche die natürliche Vergrauung beschleunigt. Diese Behandlung ist eine traditionelle Methode aus Schweden zum Beizen von Holzfassaden in einem verwitterten Silbergrau. Die Eisensalze reagieren beim Auftragen mit den im Holz enthaltenen Tanninen und erzeugen je nach Auftragsmenge eine graue bis schwarze Verfärbung des Holzes. Hölzer mit geringem Tanningehalt, dies betrifft unter anderem alle Nadelhölzer, zeigen nicht sofort eine Farbänderung, sondern erst im Laufe der Bewitterung.

Einen Fachartikel, der dieses Thema behandelt, finden Sie in der Holzbau quadriga-Ausgabe 6/2010 (Graue Holzfassaden – naturidentisch? Der Wunsch nach einer kontrollierten Vergrauung von Holzfassaden), in diversen Artikeln im Zuschnitt (herausgegeben von proHolz Austria) bzw. aus den Ergebnissen des Forschungsprojektes „Greywood“ der Holzforschung Austria. (siehe weiterführende Links - ähnliche Fragen)

sonstige Behandlungen

-          ad geflämmtes Lärchenholz

Wenn Holzoberflächen geflämmt werden, hat dies meist optische Gründe. Es entsteht dabei an der Außenseite des Materials eine Verkohlungsschichte, die zuerst dunkel und mit der Zeit heller (grauer) wird. Das Holz darunter bleibt dabei unbelastet. Langfristig wird das Holz im bewitterten Bereich, wie auch alle unbehandelten Holz- bzw. Holzwerkstoffe, vergrauen.

Zu bedenken ist, dass es in Folge der Verkohlung zu Auswaschungen kommen kann. Diese können angrenzende Bauteile verfärben, weshalb Abtropfbleche für einen geregelten Wasserablauf empfohlen werden.

-          ad carbonisiertes Holz

Das Verfahren für carbonisiertes Holz kommt ursprünglich aus Japan und ist unter dem Namen „Shou Sugi Ban“ oder unter der „Yakisugi“-Methode bekannt. Es handelt sich dabei um eine kontrolliere Umwandlung der oberflächlichen Holzstruktur in Holzkohle, wodurch sich die natürliche Dauerhaftigkeit erhöht. Dieser Effekt wird traditionell auch für Zaunpfähle eingesetzt.

Der dadurch erzeugte Effekt ist eine schwarze verkohlte Oberfläche, die im neuen Zustand durchaus mit Auswaschungen verbunden sein kann. Auf lange Sicht wird die schwarze Oberfläche aufhellen und leicht vergrauen.

Weiterführende Literatur:

Schober, P.; Koch, C. et. al. (2018) Fassaden aus Holz ; proHolz Austria, Wien

Holzbau quadriga-Ausgabe 6/2010 (Graue Holzfassaden – naturidentisch? Der Wunsch nach einer kontrollierten Vergrauung von Holzfassaden)


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