Konstruktion einer Terrasse aus Holz

Frage:

Auf was ist bei der Konstruktion einer Terrasse aus Holz zu achten?

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Nr.: 2648


Antwort der Experten:

Neben der Wahl einer geeigneten Holzart (siehe weiterführende Links - Ähnliche Fragen), oder möglichen Oberflächenbehandlungen (siehe weiterführende Links - Ähnliche Fragen) ist vor allem auf die richtige Planung sowie eine saubere Ausführung der Konstruktion zu achten, um eine langlebige Holzterrasse zu erhalten.

Grundsätzlich kann festgehalten werden: Je trockener Holz ist, desto besser hält es gegenüber holzzerstörenden Organismen stand. Da Holz als Terrasse der freien Witterung ausgesetzt ist, ist vor allem die Konstruktion für schnelles Abtrocknen und somit deren Lebensdauer verantwortlich. Aus diesem Grund sollten folgende Konstruktionsprinzipien eingehalten werden:

  • Vermeidung von stehendem Wasser; wasserabführende Konstruktion
  • Minimierung der Holz-auf-Holz Kontaktflächen
  • Mindestgefälle von wasserführenden Flächen von 2%
  • Schutz von tragenden Konstruktionen
  • Vermeidung von Boden- und Erdkontakt
  • Ausreichende Belüftung des Belages
  • Reduzierung von kapillarer Wasseraufnahme

Grundsätzlich setzt sich eine Terrasse aus Holz aus folgenden Bestandteilen zusammen:

  • Belag (Terrassenbelag – Nutzschicht)
  • Unterkonstruktion & Belüftung (tragfähiges Material, das den Terrassenbelag hält, fixiert und die Lastableitung übernimmt)
  • Untergrund / Gefälle / wasserführende Ebene
  • Befestigungsmittel / Befestigungssystem

ad Belag

Der Belag einer Holzterrasse setzt sich aus vielen Brettern zusammen, die aufgrund von Feuchtigkeitsschwankungen Quell- und Schwindbewegungen unterlegen sind. Diese sind je nach Holzart (siehe weiterführende Links - Ähnliche Fragen) und Dimension der Bretter unterschiedlich. Damit diese Verformungen zu keinen Problemen führen, ist auf die richtige Einbaufeuchte (15 ± 3 %) sowie die Ausbildung von Fugen im Belag von großer Bedeutung. Als Richtwert kann eine Fugenbreite von mind. 7 mm angegeben werden. Dies gilt auch für Längsstöße. Ein Richtwert für die Dimensionen von Belagsbretter kann pauschal nicht getroffen werden, da große Unterschiede zwischen den Holzarten auftreten. Die Mindestbrettdicke der Belagsbretter soll 20 mm bzw. 24 mm bei Nadelholz nicht unterschreiten. Bei einer Standardbelastung von 4 kN/m² kann folgende Tabelle angewandt werden:

Auflagerabstand in mm

500

600

700

800

900

1000

Mindestbrettdicke in mm

20

24

28

32

37

42

                                                                                                                   

Um Rissen und Verformungen durch Quellen und Schwinden entgegenzuwirken, soll eine maximale Brettbreite von ca. 120 mm nicht überschritten werden.

Bei der Wahl des Belagsmaterials ist großes Augenmerk auf die Holzqualität zu legen. Die beste Dimensionsstabilität weisen Rift – bzw. Halbrift Bretter (siehe weiterführende Links - Ähnliche Fragen) auf. Da sich im Normalfall unter den Belagsbrettern eine ca. 2 % höhere Holzfeuchtigkeit einstellt, werden sich auch Riftbretter leicht schüsseln. Aufgrund geringerer Neigung zur Schieferbildung sollen die Belagsbretter mit der linken Seite (kernabgewandt) nach oben montiert werden.

ad Unterkonstruktion & Belüftung

Unter Anbetracht der genannten Konstruktionsprinzipien soll die Kontaktfläche von Holz minimiert werden, um Staunässe zu vermeiden. Daher die Empfehlung, die Unterkonstruktion mit einer maximalen Breite von 50 mm auszuführen, um die Kontaktfläche zwischen Belag und Unterkonstruktion möglichst klein zu halten. Längsstöße sollen nach Möglichkeit nicht auf der Unterkonstruktion ausgeführt werden, da es dadurch verstärkt zu Schmutzablagerungen und somit zu Staunässe kommen kann, wie in Abbildung 1 veranschaulicht. Mit offenen Fugen ist ein ordnungsgemäßer Wasserablauf (kein stehendes Wasser) gewährleistet.

Um eine möglichst rasche Abtrocknung des Holzes zu ermöglichen, ist es wichtig, dass die Konstruktion gut mit Luft umströmt und belüftet wird. Dazu soll vor allem unter dem Belag eine uneingeschränkte Luftzirkulation möglich sein. Aus Erfahrungswerten können Terrassen mit einer Konstruktionshöhe unter 70 mm als ungünstig betrachtet werden. Mit zunehmender Aufbauhöhe (≥ 150 mm) und der Möglichkeit der freien Luftzirkulation unter dem Terrassenbelag, kann die Situation begünstigt werden. Dies ist im beiliegenden PDF dargestellt.

Bei Stahlkonstruktionen in unmittelbarer Umgebung von sichtbaren Holzoberflächen ist bei der Bearbeitung (bohren, schleifen, schweißen, …) darauf zu achten, dass diese ausreichend geschützt werden, um spätere Verfärbungen (z.B. durch rostende Späne o.ä.) zu vermeiden.

Auch Holz-Stahl-Kontaktflächen sollen möglichst klein gehalten werden, wenn erforderlich durch Abstandhalter.

Werden tragende Konstruktionen aus Holz ausgeführt sind diese gemäß ÖNORM B 1995-1-1 zu bemessen, und entsprechend durch konstruktiven Holzschutz vor Witterungseinflüssen zu schützen. Ist der Holzbelag mehr als 60 cm über dem Untergrund angeordnet, so sind die Belagsbretter ebenfalls gemäß ÖNORM B 1995-1-1 zu bemessen.

ad Untergrund / Gefälle / wasserführende Ebene

Je nach Untergrund sind Unterkonstruktionen an die Erfordernisse angepasst auszuführen, wobei wiederum die Konstruktionsprinzipien zu beachten sind. Ist eine geringe Aufbauhöhe gefordert, werden Metallprofile für die Unterkonstruktion empfohlen. Bei einer Montage direkt auf einer Abdichtung (z.B. Flachdach, Dachterrasse, …) ist darauf zu achten, diese nicht zu verletzten und das erforderliche Gefälle (≥ 2 % / ≥ 5 %, wenn Pfützenbildung ausgeschlossen werden soll) einzuhalten. Die Unterkonstruktion soll in Richtung des Gefälles verlegt und auf Stützfüße aufgeständert (punktuell) bzw. auf mind. 10 mm / besser 20 mm dicken Abstandhaltern (punktuell) montiert sein, um einerseits die Auffeuchtung der Unterkonstruktion zu verhindern und andererseits einen ungehinderten Wasserablauf zu ermöglichen. Punktuelle Abstandhalter sind z.B. Kunststoffpads, Gummigranulatplatten, Neoprenauflager oder weiche Gummiunterlagen (für einen verbesserten Schallschutz z.B.: Dachterrasse zur Nutzungseinheit darunter). Hierbei ist zu beachten, dass der Unterboden jährlich zu reinigen ist, da durch Laub und ähnlichen Verschmutzungen der Wasserablauf behindert werden kann.

Die Verlegung im Kiesbett ist aus holzbautechnischer Sicht nicht zu empfehlen und stellt einen Sonderfall dar, der sehr stark von der Korngröße (≥ 16/32) des Kieses und der damit verbunden Drainage (Wasserableitung) abhängig ist.

ad Befestigungsmittel / Befestigungssystem

Befestigungssysteme von Terrassenbelägen müssen die Lagesicherung der Belagsbretter in Längs- und Querrichtung sicherstellen, um einerseits die Fugengeometrie zu gewährleisten, als auch Stolperstellen zu vermeiden. Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten der Befestigung von Terrassenbelägen. Diverse Klemmsysteme nutzen Schienen, Kunststoffprofile oder Klammern, die in einer seitlichen Nut am Belagsbrett eingreifen und zwischen den Belagsbrettern in die Unterkonstruktion geschraubt werden (Abbdildung 3). Dabei ist darauf zu achten, die Quell- und Schwindbewegungen des Belages durch Fix- und Gleitlager zu ermöglichen.

Um ein Verrutschen in Längsrichtung zu unterbinden, kann je Brett eine Fixierschraube angebracht werden. Zu beachten ist, dass eine seitliche Nut hinsichtlich Staunässe negative Auswirkungen auf den konstruktiven Holzschutz haben kann. Empfohlen werden generell nur Systeme, für die ein Eignungsnachweis vorliegt.

Die Befestigung mit Schrauben kann einerseits verdeckt, von unten/seitlich oder sichtbar, von oben erfolgen. Eine verdeckte Verschraubung wird vorwiegend bei Belagsbrettern mit Oberflächenbeschichtung vorgenommen, um die Beschichtung nicht zu verletzten. Bei Verschraubungen von unten erfolgt die Montage zumeist anhand vorgefertigter Roste, die maximale Einschraubtiefe ergibt sich aus Brettdicke – 5 mm.

Die sichtbare Verschraubung (Abbildung 2) hat den Vorteil, dass jedes Brett einzeln montiert wird und demnach auch einzeln getauscht werden kann. Ein Abstand der Verbindungsmittel vom Brettrand von mind. 15 mm ist empfohlen, um Quell- und Schwindbewegungen der Belagsbretter aufzunehmen. Vom Brettende soll der Abstand 50 bis 100 mm betragen, um möglicher Rissbildung entgegenzuwirken.

Da ein Terrassenbelag in der Regel als nichttragend eingestuft wird (sofern die Absturzhöhe unter 60 cm liegt) unterliegen die Verbindungsmittelabstände auch nicht dem Eurocode 5 (ÖNORM B 1995-1-1).

Es sollen ausschließlich korrosionsbeständige Verbindungsmittel eingesetzt werden. Aus ästhetischen Gründen ist auf ein gleichmäßiges Schraubenmuster zu achten. Bei harten Holzarten wird ein Vorbohren empfohlen. Die Schraubenköpfe müssen eben mit der Holzoberfläche abschließen (± 1 mm). Zu tief versenkte Schrauben bergen die Gefahr von Staunässe, herausragende Schrauben erhöhen die Stolper- und Verletzungsgefahr.

Neben den konstruktiv richtig ausgeführten Terrassendetails ist eine regelmäßige Wartung und Instandhaltung (siehe weiterführende Links - Ähnliche Fragen) unabdingbar, um eine maximal mögliche Lebensdauer zu erreichen.

Angeführte Literatur:

ÖNORM B 1995-1-1 Eurocode 5: Bemessung und Konstruktion von Holzbauten - Teil 1-1: Allgemeines - Allgemeine Regeln und Regeln für den Hochbau (Ausgabe: 2019)

Koch, C.; Grüll, G.; Neumüller, F. et.al. (2022) Terrassen aus Holz; 4. Auflage – Holzforschung Austria, Wien

 

 

 

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