Estrich bei Holzmassivbauweise

Frage:

Welche Art des Estrichs ist bei einem Holzmassivbau empfehlenswert?

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Nr.: 2540


Antwort der Experten:

Die Wahl des Estrichs hängt primär von dem jeweiligen Bauvorhaben (Einfamilienhaus, mehrgeschossiges Bauvorhaben, Sanierung, etc.), den bauphysikalischen Anforderungen und der individuellen Konstruktion und Planung ab. Dazu gehören Faktoren wie mögliche Aufbauhöhe, Rohrführungen und Zeitplanung.

Im mehrgeschossigen Holzbau werden in der Regel Zementestriche auf Trittschalldämmplatten eingesetzt, da sie eine gute Trittschallverbesserung und Wirtschaftlichkeit bieten. Aufgrund der Anforderungen an den Schallschutz werden vorwiegend schwimmende Estriche (in Verbindung mit einer weichfedernden Dämmschicht) verwendet, wie in der OIB Richtlinie 5 beschrieben.

Im Einfamilienhausbereich und bei Sanierungen wird oft auf Trockensysteme zurückgegriffen, da sie eine geringe Aufbauhöhe erfordern und leicht einzubringen sind. Hier werden vorwiegend Holzwerkstoffplatten- oder Gipsplattensysteme eingesetzt.

Gussasphalt- und Trockenestriche weisen eine höhere innere Dämpfung als Zementestriche auf, wodurch sie eine bessere Trittschalldämmung erreichen können. Allerdings können Zementestriche auf weicheren Trittschalldämmplatten eingesetzt werden, was zu besseren Schallschutzergebnissen führen kann.

Nassestriche (Fließestriche) wie Zementestriche und Anhydritestriche können im Verbund oder in schwimmender Ausführung eingebracht werden und bieten Vorteile wie Festigkeit und Tragfähigkeit. Ein Nachteil ist jedoch die eingebrachte Feuchtigkeit, die im Bauzeitplan berücksichtigt werden muss. Bei Nassestrichen können weichere Trittschalldämmungen verwendet werden, die bessere Schallschutzeigenschaften aufweisen.

Gussasphaltestriche werden im Neubau und bei Altbausanierungen eingesetzt und bieten Vorteile wie eine kurze Abbindezeit, geringere Aufbauhöhen als beim Zementestrich und keine Baufeuchte. Nachteile sind, dass sie teurer sind und Gussasphalt zu kaltem Fluss neigt, wodurch nur relativ steife Trittschallplatten mit geringer Trittschallminderung eingesetzt werden können.

Trockenestriche bieten den Vorteil einer besseren Planbarkeit und vor allem einer kurzen Bauzeit (kurze Austrocknung). Neben der fehlenden Baufeuchte stellen die geringen Aufbauhöhen einen weiteren Vorteil dar. Trockenestriche werden in der Regel auf steiferen Trittschalldämmplatten eingesetzt und erzielen durch die einhergehenden höheren dynamischen Steifigkeiten (s ́ ≥ 20 MN/m³) eine geringe Trittschallverbesserung bei den Holzdecken.

Weiterführende Literatur:

Zuschnitt 80: Schallschutz, Zeitschrift über Holz als Werkstoff und Werke in Holz März 2021 Nr. 80; 21. Jahrgang; Euro 8; ISBN 978-3-902926-39-5

Teibinger M., et. al: Bauen mit Brettsperrholz im Geschossbau Fokus Baupyhsik, Planungsbroschüre, Holzforschung Austria [Hrsg.], 2018

Köhnke, E.: Schallschutztechnische Ausführungsfehler an Holzdecken, Holz Bau Spezial Akustik & Brandschutz 2013

Schallschutz im Holzbau - Grundlagen und Vorbemessung, Holzbau Handbauch Reihe 3, Teil 3, Folge 1, Informationsdienst Holz, 03/2019; ISSN-Nr. 0466-2114

Abgelegt unter der Kategorie: Massivholzbauweise Decke

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