Abdichtung der Decke im Badezimmer (Holzrahmenbau)

Frage:

Muss bei einem Holzriegelbau im Badezimmer (Obergeschoss) eine Abdichtung auf der Decke angebracht werden? Darunter befinden sich Wohnräume.

 

 

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Nr.: 2301


Antwort der Experten:

Gemäß ÖNORM B 2320:2022 ist in Feuchträumen (Badezimmer, Duschraum u. dgl.) die Tragkonstruktion vor Feuchtigkeit zu schützen; dies kann z. B. mittels Schnellerkennung durch Inspektionsöffnungen und Feuchteindikatoren oder mittels Abdichtungsmaßnahmen gemäß ÖNORM B 3407 und ÖNORM B 3692 erreicht werden. Zukünftig wird die neue ÖNORM B 3694 Vorgaben zur Feuchtraumabdichtung beinhalten - diese Norm ist derzeit noch nicht veröffentlicht. Das bis dato aktuellste gewerkeübergreifende Dokument, welches Feuchtraumabdichtungen behandelt ist das Merkblatt 3 (siehe Links) des Österreichischen Fliesenlegerverbandes.

Gemäß ÖNORM B 3692, Tabelle 8 (Feuchtigkeitsbeanspruchung) muss in der Beanspruchungsklasse W3 (mäßige Wasserbelastung - Flächen mit häufig, kurzzeitigem Einwirken durch Wisch-, Spritz und Brauchwasser) eine Abdichtung auf Rohbauebene gem. genannter Norm zuzüglich Verbundabdichtung bei Fliesen-/keramischen Belägen gemäß ÖNORM B 3407 ausgeführt werden.

Die Notwendigkeit einer dichten, zweiten Abdichtung auf Rohbauebene mit seitlichen Hochzügen von bis zu 15 cm wird in Fachkreisen eingehend diskutiert. Grundsätzlich kann diese Maßnahme nur funktionieren, wenn diese Wanne einen kontrollierten Abfluss hat und an der Tür eine Schwelle vorhanden ist. Aus bautechnischen Gründen (Verlegung von Leitungen, Einbringen eines Gefälles) sowie bei einer Risikoabschätzung eines Wasserschadens in Vergleich zu anderen Räumen (wie z. B. Küche - Geschirrspüler, Abflüsse, etc.) wird von einer Wannenausbildung in privaten Badezimmern abgeraten (vgl. Köhnke).

Zusätzlich spricht auch die Tatsache dagegen, dass es zu einer langandauernden, nicht bemerkbaren Durchfeuchtung der Holzkonstruktion kommen kann. Wesentlich wichtiger als die Ausbildung einer dichten Wanne im gesamten Badezimmer sind die Abdichtungen der Armaturen und Sanitärgegenstände in den Duschen sowie der Anschlüsse der Dusch- und Badewannen. Es sind an jenen Stellen entsprechende Abdichtungsmaßnahmen, wie z.B. ein Fliesenbelag und eine Verbundabdichtung-plus (VA+) auszuführen. Aus Sicht der Holzforschung Austria ist der Einbau von Schnittschutzbändern ebenfalls erforderlich, um nicht bei späteren Wartungsarbeiten (Silikonerneuerung) die dahinterliegende Abdichtung zu verletzen.

Wesentlich ist der Schutz der Tragkonstruktion, welcher eben auch durch zusätzliche Maßnahmen (z. B. Inspektionsöffnungen) erreicht werden kann. Ad Indikator: Eine geordnete Wasserführung muss auf die untere Beplankungsebene oder durch die gesamte Decke hindurch erfolgen (z.B. Kunststoffrohr).

Dauerhafte Durchfeuchtungen von Holzkonstruktionen sind generell zu verhindern. Rohrbrüche werden in der Regel aufgrund der großen Wassermengen kurzfristig erkannt und eine rasche Behebung und Austrocknung ist möglich. Abdichtungsmaßnahmen sind in Bereichen, wo geringfügige Wassermengen über einen längeren Zeitraum auftreten können, wie z. B. bei Durchdringungen von Amaturen, Verspachtelungen von Fliesen und Anschlussfugen bei Duschwannen, erforderlich. Entscheidend ist, dass elastische Fugen auch regelmäßig gewartet werden.

Literatur:
Planungsbroschüre - Holzrahmenbauweise im Geschoßbau, Mai 2014, Holzforschung Austria
Köhnke, E.: Schlagregen im Bad? Abdichtung von Bädern und Feuchträumen im Holzbau. In: Holzbau die neue quadriga. 4/2007. S. 22-27

Angeführte Normen:
ÖNORM B 3692 Planung und Ausführung von Bauwerksabdichtungen (Ausgabe: 2014)
ÖNORM B 3407 Planung und Ausführung von Fliesen-, Platten- und Mosaiklegearbeiten (Ausgabe: 2022)
ÖNORM B 2320 Gebäude aus Holz - Technische Anforderungen (Ausgabe: 2022)

Arbeitstitel ÖNORM B 3694 Planung von Abdichtungen in Innenräumen - Feuchteschutz im Gebäudeinneren


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